logo

          

L P D – Ein Aquarium im heimischen Wohnzimmer oder der Angelschein sind zwar keine Voraussetzungen für die Ausbildung zur Fischwirtin oder zum Fischwirt, eine gute Beziehung zu dem eleganten Schuppentier ist aber von Vorteil.

„Die Auszubildenden haben viel Kontakt zu den Fischen und sind bei jedem Wetter draußen, da erwarten wir großes Interesse an den Tieren sowie eine gewisse Bodenständigkeit und Naturnähe“, beschreibt Christian Lodder, Ausbilder beim Versuchsgut Relliehausen der Georg-August-Universität Göttingen, die Voraussetzungen für die Ausbildung.

Etwas mehr als die Hälfte der insgesamt 18 angehenden Fischwirte in Niedersachsen haben laut Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) 2023 die Fachrichtung Aquakultur und Binnenfischerei gewählt. Die andere Hälfte hat sich für die Fachrichtung Küstenfischerei und Kleine Hochseefischerei entschieden. „Das sind zwar niedrige Zahlen, sie sind aber relativ konstant“, sagt der zuständige LWK-Ausbildungsberater Heiko Ahlrichs.

Anders als auf dem offenen Meer ist beim Versuchsgut Relliehausen der PKW-Führerschein von Vorteil. „Wir haben zwei Standorte und außerdem ist es hier schon sehr ländlich“, erläutert Lodder. Überhaupt nicht provinziell seien dagegen die Aufgaben der zukünftigen Fischwirte. „Wir führen viele Versuche für die Universität Göttingen durch, für die die Futtermengen ausgerechnet und genau abgewogen, sowie die Wassertemperatur und der Sauerstoffgehalt gemessen und aufgeschrieben werden müssen“, führt er auf. Zudem gehöre – anders als beim Landwirt – das Schlachten, Filetieren und Vermarkten zu den Aufgaben eines Fischwirts.

„Der Beruf ist vielseitig. Während im Sommer auch mal der Rasen rund um die Teiche gemäht wird, steht im Winter die Vermehrung mit künstlicher Befruchtung und das Heranziehen des Nachwuchses im Brutkasten im Vordergrund“, sagt Lodder. So würden zum Beispiel Artenschutzmaßnahmen wie bei der Oberharzer Bachforelle umgesetzt. Ein weiterer Versuch beschäftigt sich derzeit mit der Etablierung von Wasserlinsen, die im Ablaufwasser der Teiche heranwachsen und später an die Fische verfüttert werden. „Dieser Kreislauf ist nachhaltiger als das Verfüttern von Fischmehl“, stellt er fest.

Nachhaltigkeit, Regionalität, kurze Wege und die zur Verfügung stehenden Ressourcen bestmöglich zu nutzen, sind auch die Ziele von Martina Reiners, die bei der Kaiserzander GmbH und Co. KG in Niederlangen im Emsland arbeitet. „Das erreichen wir durch effiziente moderne Technologien“, sagt die Abteilungsleiterin für Fischgesundheit und Larvenmanagement, für die das Arbeiten im Gebäude – ohne den Elementen ausgesetzt zu sein – ein Anreiz war, ihr Wissen aus Aquaristik und Teich in die Indoor-Aquakultur einzubringen. „Die Anzucht von eigenen Futtertieren, modernste Anlagen zur Wasseraufbereitung und neueste Laborausstattungen sowie Photovoltaik helfen uns, die Zander möglichst klimaneutral heranzuziehen“, verdeutlicht sie ihre Begeisterung.

Neben einem Faible für die Fische sei daher die Affinität zur Technik nützlich für die Auszubildenden. „Lebensmittel auf diese Weise herzustellen hat Zukunft“, bestätigt Ahlrichs. Fische bräuchten als Kaltblüter ohnehin schon weniger Energie als andere Tiere. „Im geschlossenen System steht diese Art der Tierhaltung in Sachen Nachhaltigkeit ganz weit oben“, ist er sich sicher.

Weitere Informationen zu den zwölf grünen Ausbildungsberufen in Niedersachsen sowie zu freien Lehrstellen stehen unter www.talente-gesucht.de. (LPD 70/2024)

Redakteurin

Wiebke Molsen

T: 0511 – 3670476

Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

       

Termine

Keine Termine